Es gibt ja die sogenannten ‚Regeln‘ die uns helfen sollen, ein Bild für das menschliche Auge gefälliger zu gestalten. Egal ob Farblehre, Linienführung oder Raumaufteilung – alles dient nur dem Zweck dem menschlichen Auge gefälliger zu erscheinen. Wobei man hier allerdings auch aufpassen muss, solche Gesetzmäßigkeiten gelten manchmal auch nur für bestimmte Kulturkreise. Aber wird ein Bild nur durch die Anwendung dieser Regeln zu einem Meisterwerk? Wohl kaum.  Aber was ist denn dann ein gutes Bild bzw. durch welchen Umstand wird es dazu?

Viele haben sich bereits an der Definition eines guten Bildes versucht. Die einen werfen mit Regeln um sich, andere versuchen den künstlerischen Hintergrund hervorzuheben. Viele retuschieren ihre Bilder, da nur ein technisch gutes und bearbeitetes Bild perfekt sein kann, andere schwören auf den ‚natürlichen‘ Look und verteufeln jeden der auch nur das Wort Photoshop in den Mund nimmt. Und fast alle halten ihren Weg für den richtigen oder gar den einzig Wahren, um gute Bilder zu kreieren. Aber was zeichnet denn nun ein gutes Bild aus?

Ein gutes Bild fesselt den Betrachter.

So einfach kann die Definition eines wirklich guten Bildes sein. Oder doch nicht? Macht ein Fotograf der Bewerbungsporträts schießt nicht evtl. auch gute Bilder? Klar macht er das. Aber sind wir mal ehrlich: Wird so ein Bild jemals den Personalchef beim Betrachten fesseln? Eher unwahrscheinlich. Also doch kein gutes Bild? Naja, gut vielleicht schon. Aber eben nur aus handwerklicher (und natürlich wirtschaftlicher) Sicht. Das langt aber nicht um einen Betrachter dazu zu bringen das Bild länger zu betrachten. Dazu gehört definitiv mehr. Und ab jetzt wird es echt schwammig, denn das kann für jeden Betrachter etwas anderes sein. Also probieren wir es nochmal:

Ein gutes Bild fesselt den beabsichtigten Betrachter.

Hm, auch irgendwie blöd. Allen anderen muss es also nicht gefallen? Dem Fotografen also auch nicht? Aber dann kann es doch kein wirklich gutes Bild sein. Das bringt mich zu der Frage was ist denn eigentlich dieses ‚gut‘? Für den einen ist es das Bild, von dem er seine Familie ernähren kann, für den anderen das Bild mit dem er beim Trierenberg einen Preis abgeräumt hat. Ein stolzer Papa hält bestimmt das süße Bild seiner Tochter für gut. Und das ist das Problem. Wir versuchen etwas zu messen, für das es leider keinen Maßstab gibt. ‚Gut‘ ist für jeden etwas anderes. Also wer bin ich eigentlich, dass ich definieren will (oder glaube, dass auch nur annähernd zu können) was ein gutes Bild ist? Ich kenne genau eine, für MICH gültige Definition für ein gutes Bild:

Ein gutes Bild muss MIR gefallen und MICH fesseln.

Ganz schön egoistisch, oder? Aber vom Prinzip her macht das jeder Künstler schon seit Urzeiten so, wenn er nicht gerade am Verhungern ist und seine Brötchen verdienen muss. Ob seine Werke dann uns gefallen oder ein Kritiker sie dann als herausragend bezeichnet und er damit plötzlich Millionen verdient, das ist einfach nur Glückssache, gut geplant oder sonst was. Aber es liegt mit Sicherheit nicht nur an den ‚guten‘ Bildern. Es gibt zig andere Künstler, die genauso gut arbeiten aber einfach nicht das Glück, die Beziehungen oder die Fähigkeit zur Vermarktung haben und denen nur deswegen eben nicht diesen Erfolg beschert ist.

Was ich eigentlich sagen möchte: Lasst euch nicht von irgendwelchen selbsternannten Gurus erklären was ein gutes Bild ist oder wie ihr Bilder zu machen habt. Ihr könnt ein Bild nach allen bekannten Regeln der Kunst aufbauen und es ist trotzdem einfach nur stinklangweilig. Und ihr könnt den Ausschnitt total versemmelt haben und trotzdem (oder gerade deswegen?) sticht das Bild aus der Masse heraus. Was aber im Übrigen nicht heißt, dass man die Regeln nicht zumindest kennen und/oder jegliche Kritik ignorieren sollte. Lernen gehört zum Handwerk und Kunst kommt von Können. Technische Perfektion spielt bei Bildern zwar definitiv nicht die Hauptrolle, aber sein Handwerkszeug sollte man beherrschen.

Solltet ihr nicht gerade mit der Fotografie eure Brötchen verdienen, dann müssen eure Bilder auch niemand anderen als euch selbst gefallen (außer vielleicht dem Model falls ihr das wieder vor die Linse bekommen wollt). Bleibt euch selbst treu. Verbiegt euch nicht für irgendwelche sozialen Medien und fangt nicht an Bilder nur für die Masse zu machen. Wenn das kompatibel ist ok, aber seine Arbeit dahingehend auszurichten, wenn man nicht den wirtschaftlichen Zwang hat, ist so ziemlich die dümmste Idee. Ich kenne ein paar selbsternannte ‚Künstler‘ bei denen die Kunst dann plötzlich schon beim Format ihrer Bilder aufhört, denn die müssen ja an Instagram angepasst sein.

Kurzum: Lasst euch nicht von anderen zu stark beeinflussen, sondern macht euer eigenes Zeug und habt Spaß dabei. Solltet ihr allerdings ständig das Gefühlt haben, dass ihr großartige Bilder macht, nur alle anderen verstehen das nicht, dann dürft ihr euch und eure Werke auch ruhig mal hinterfragen.

P.S. Und falls es doch mal nichts geworden ist, dann macht es einfach Schwarz-Weiß und fügt ein bisschen Rauschen hinzu, dann könnt ihr es immer noch als Kunst verkaufen 😉