Autor: Tobias Hartmann
Erstveröffentlichung: https://www.code-coffee-photography.blog/posts/lightroom-mit-palette-gear.html

Auf der Suche nach einem Controller

Mich hat es schon immer irgendwie genervt, Bilder in Lightroom mit Maus und Tastatur zu bearbeiten. Ich wünschte mir etwas das präzise ist. Irgendwas, wo ich nicht ewig durch die Settings scrollen und suchen muss, um eine Einstellung zu ändern. Nach einiger Zeit wurde ich fündig.

Bei einem Bekannten habe ich gesehen, wie er einen Behringer BCF2000 für Lightroom genutzt hat. Der Controller ist zwar nicht für Lightroom gemacht, eignet sich aber extrem gut dafür. Durch die motorisierten Slider sind einmal gemachte Einstellungen super gut zu sehen und zu verändern. Da ich aber ein Problem damit habe Sachen zweckzuentfremden, begab ich mich auf die Suche nach etwas Passendem. Einige Monate später las ich vom Korg nano, welcher wohl auch sehr erfolgreich für Lightroom genutzt werden kann.

Der Korg nanoKONTROL2 ist bestechend günstig und sieht dazu noch gut aus. Eigentlich hätte ich damit kein Fehler machen können, aber wie gesagt, ich habe Probleme etwas zweckzuentfremden. Die Regler sind anders beschriftet, die Anordnung ist etwas gewöhnungsbedürftig, es gibt Elemente, mit denen ggf. nichts anzufangen ist. Irgendwie passt mir das nicht. Außerdem fühlte ich meine Erwartungen nicht erfüllt. Doch welche Erwartungen habe ich eigentlich an solch einen Controller? So richtig formulieren konnte ich das nicht. Es war mehr ein Bauchgefühl.

Zweckentfremdung ist auch nur ein Workaround

Kurze Zeit später entdeckte ich loupedeck. Ein Controller speziell für Lightroom gemacht. Leider ziemlich teuer und er hat bei Amazon sehr viele schlechte Bewertungen. Nicht dass ich übermäßig viel auf diese Bewertungen gebe, aber beim genaueren Hinsehen fielen mir schon ein paar Schwachstellen auf. Die Regler sind ziemlich durcheinander angeordnet und auch nicht für alle Funktionen verfügbar. Dennoch ein Produkt, zu dem ich mich wesentlich mehr hingezogen fühlte als zu den anderen Controllern.

Ein Glück, dass ich beim Kauf noch zögerte und mich etwas von den Bewertungen hab abschrecken lassen. Wenig später entdecke ich den Palette Gear Controller und war sofort begeistert.

Zwar ist der Controller nochmal ein ganzes Stück teurer als loupedeck, aber dafür hat er tolle Eigenschaften. Besonders die Erweiterbarkeit ist grandios. Der Controller setzt sich aus vielen verschiedenen Modulen zusammen, ganz individuell. Hinzu kommt die flexible Zuweisung von Funktionen, womit der Controller extrem vielseitig ist. Es gibt 3 oder 4 Kits, mit unterschiedlicher Anzahl an Modulen, somit ist auch ein relativ günstiger Einstieg möglich. Ich denke jedoch für Lightroom wird es erst ab dem Expert-Kit interessant. Just in dem Moment, als ich mir Palette Gear angeschaut habe, gab es eine Sonderaktion. Ein extra Slider plus Expert Kit. Perfekt. Nichts wie her damit.

Ordentlicher Support kann auch Spaß machen

Der Versand von Hongkong nach Deutschland war etwas kompliziert und bei Palette Gear hatte sich ein Fehler eingeschlichen. So wurden das Kit und der Slider in separaten Paketen versendet. Fehler passieren. Aber was mich extrem überrascht hat, war der Support bei Palette Gear. Ich habe schon ewig nicht mehr einen so super guten Support erlebt. Die Leute sind total nett und es hat sogar richtig Spaß gemacht mit ihnen zu schreiben. Ich fühlte mich extrem gut betreut. Hier können sich sehr viele Firmen in Deutschland eine Scheibe von abschneiden.

Unboxing

Als dann endlich alles bei mir war und ich alles ausgepackt vor mir liegen hatte, war ich von der Größe der Module etwas überrascht oder sagen wir einfach so, ich hatte etwas Kleineres erwartet. Die Slider, Drehregler und Buttons sind so groß wie bei meinem alten DJ-Mischpult von vor 20 Jahren. Aber gut, das stresst mich in der Bedienung nicht und braucht nur ein bisschen mehr Platz. Die Qualität und die Verarbeitung sind aber richtig gut. Die Module sind sehr stabil und auch die Beleuchtung ist einheitlich. Insgesamt bin ich sehr begeistert von Palette Gear. Auch die Software gefällt mir sehr gut. Einstellungen sind schnell getroffen, mehrere Profile erlauben es den Controller für verschiedene Programme und mit verschiedenen Settings zu betreiben. Um im Blick zu haben, welcher Regler für was steht, können auch die Beleuchtungsfarben der Module angepasst werden. Auch die Sensibilität der Module kann angepasst werden. Das ist echt alles sehr durchdacht und absolut sein Geld wert.

Kritik und Wünsche

Als negativer Punkt ist herauszustellen, dass die Slider keine Motoren haben und sich damit nicht an die bereits gemachten Einstellungen anpassen. Wenn also schon was verändert ist und der Slider danach verschoben wird, springt der Wert des Settings erstmal auf irgendeinen Punkt an dem der Slider gerade war. Das ist in der Bearbeitung echt etwas nervig, weil ich gut darauf achten muss auf welchem Wert das Setting war und ich den Slider dann erstmal justieren muss.

In Zukunft würde ich mir wünschen, wenn Slider mit Motoren verbaut werden. Bis dahin werde ich mir wohl nur Drehregler kaufen. Bei denen klappt das prima. Was auch total genial wäre, wenn Palette Gear eine Dokumentation machen würde, wie man selbst eigene Module an das System koppeln könnte. Wie dem auch sei. Ich kann das System sehr empfehlen und ich würde es nie wieder hergeben. Ich bin extrem glücklich mit meiner Entscheidung.

Nachtrag – Ein Erfahrungsbericht über den Korg nanoKONTROL2 von Percy Walther (HerrWalther)

Es ist schwer, sich in der Bildentwicklung auf das Bild zu konzentrieren, wenn zwischen Einstellungen gewechselt wird. Hobby Fotografen und welche, die diesen Status hinter sich lassen wollen, kennen diese Problematik. Mit jedem Blick auf den Mouse-Cursor, schweifen die Konzentration und die Augen kurz auf einen anderen Punkt auf dem Monitor ab. Wenn man kostengünstig und mit einigen Einschränkungen, ein gutes Control-Interface für Lightroom nutzen möchte, sollte der erste Griff zum Korg nanoKONTROL2 gehen.

Dieses günstige Interface befindet sich im Preissegment von unter 60 €. Das nanoKONTROL2 stammt eigentlich aus dem Bereich der Musikproduktion für ambitionierte Musiker. Allerdings lässt es sich auch für Lightroom sehr gut nutzen. So kann man Einstellungen, wie den Weißabgleich/Lichter/Dynamik und weitere Schieberegler auf das Korg Eingabegerät übertragen.

Insgesamt hat das Korg 34 Buttons, 8 Dreh- und jeweils 8 Schieberegler, die frei zur Konfiguration mit dem entsprechenden Plugin für Lightroom bereitstehen. Das Plugin MIDI2LR kostet selbst noch mal um die 10 €, welche jedoch gut angelegt sind. Die oben erwähnte Einschränkung beläuft sich darauf, dass die jeweiligen Dreh-/Schieberegler nicht motorisiert sind, was bedeutet, bei einem Bildwechsel muss man sie selbst in die Null Position zurückfahren. Denjenigen den es nicht stört, dass die Schieberegler ein wenig Spiel haben, der wird mit dem Board viel Freude haben und wird dankbar für das ablenkungsfreie Entwickeln seiner Bilder sein.

Nachtrag – Ein Erfahrungsbericht zum DJ Techtools Midi Fighter Twister von Marc (nochsoeiner)

Da ich oft ziemlich viele Bilder in recht kurzer Zeit bearbeiten muss, wollte ich meinen Workflow verbessern. Ich bin ein großer Fan von Shortcuts. Gerade in Programmen, wie Lightroom, geht es einfach nicht mehr ohne.

Also begab ich mich auf die Suche nach einem Device, welches mich bei der Bildbearbeitung unterstützen kann. Hierbei stieß ich ebenfalls auf den Korg nanoKONTROL2 und den Palette Gear Controller. Da die Schieber aber nicht motorisiert sind, schieden diese zwei Varianten bei mir recht schnell aus. Zudem wollte ich auch ein handliches Device, welches ich mal eben einpacken kann und auch mal am Laptop anschließen kann.

So landete ich beim DJ Techtools Midi Fighter Twister black. Klingt nicht nach Bildbearbeitung, aber wie bei Herr Walther, unterstützt mich das Plugin MIDI2LR um mit Lightroom arbeiten zu können.

Das Pad hat 16 hochauflösende Encoder inklusive Push Switches und Chroma Caps sowie sechs seitliche Buttons. Sind die Drehregler einmal konfiguriert, braucht es eine ganze Weile, bis man sich daran gewöhnt hat, welcher Regler nun für welche Funktion in Lightroom verantwortlich ist. Die 16 Drehregler sind für meinen Bedarf auch vollkommen ausreichend, da ich meist nur ein paar wenige Parameter an den Bildern ändere. Die Drehregler sind gleichzeitig auch Knöpfe, sodass auch Buttons aus LR ganz frei auf das Pad gelegt werden können.

Die Vorteile der Drehregler sehe ich ganz klar darin, dass sie quasi immer genullt sind, egal wie weit der Regler im nächsten Bild in Lightroom gezogen wurde. Zudem kann jede Taste/jeder Regler frei belegt werden und das Pad hat einen portablen Formfaktor. Die gummierte Oberfläche ist aber etwas gewöhnungsbedürftig. Nach fast zwei Jahren im Einsatz sieht das Pad noch aus wie neu. Der Preis liegt mit 279 € etwas höher, aber der Controller ist super verarbeitet und hat mir schon wahnsinnig viel Zeit gespart.